Einen Moment mal? Habe ich das hier nicht schon erlebt? Diesen exakten Moment? Vor weniger als einer Stunde? Es kann nicht mehr als eine Stunde vergangen sein.
Ich schaue zu meiner Mutter rüber, auf ihrem Gesicht liegt ein warmes Lächeln, aber ihre Augen sind geweitet und emotionslos. Verwirrt starre ich sie an, als plötzlich ihr Handy klingelt. Ein kleines rotes Licht leuchtet auf während das nervenbetörende Klingeln durch den Raum hallt. Und ich weiß was das heißt. Panik ergreift mich.
Ohne meinen Blick von meiner Mutter abzuwenden bewege ich mich langsam in die Richtung des Tisches, auf welchem das Handy liegt, während ich mahnend aber ruhig zu meiner Mutter spreche: „Mama…du gehst da nicht ran.“
„Aber, ich muss da ran gehen. Ich muss da doch ran gehen!“ Ihr Gesichtsausdruck ist immer noch der selbe.
Und so beginnt es, meine Mutter versucht die ganze Zeit an das Handy zu kommen, während ich abblocke um eben genau dies zu verhindern.
Als ich anfange sie anzuschreien wird das Klingeln des Handys von einem kurzen klirrenden Ton unterbrochen, gefolgt von einem Rauschen.
Der Anruf hat sich von selbst entgegen genommen.
Der Anruf hat sich von selbst entgegen genommen?
Wie in Trance laufe ich vorsichtig auf das Handy zu, als ich einen Blick auf den Namen des Anrufers erhasche, werde ich in genau dieser Sekunde aus dem Schlaf gerissen. Wer bist du?
Ruckartig richte mich mit einem lauten Keuchen auf.
Ich lege meine Hand auf den Brustkorb und atme langsam tief ein und aus, bis mein Atem ruhiger wird.
Dann lehne ich mich gegen die Wand und starre in die Leere, Tunnelblick.
Einige Minuten verstreichen und ich lege mich wieder hin, ziehe die Decke über mich und vergrabe mein Gesicht in mein Kissen.
Dieser verdammte Traum ist wieder zurück, dieser verdammte Traum. Und er folgt immer dem selben Muster.
Ich wache an einem mir fremden, aber nicht außerweltlichen, Ort auf. Meistens ist es ein verlassener Ort oder ein Ort der von Zerstörung gezeichnet ist. Ich laufe umher und versuche herauszufinden wo ich bin. Irgendwann komme ich an eine Tür vorbei, diese ist einen Spalt geöffnet. Und aus diesem Raum ertönt das Klingeln eines Handys, ein kleines rotes Licht leuchtet auf was mir signalisiert wo es ist. Im Raum ist es stockdunkel. Ich betrete den Raum und nehme den Anruf entgegen.
Variante 2 des Traumes ist komplett identisch, außer wenn es um den Teil des dunklen Raumes geht. In dieser Variante gehe ich durch eine Tür die einen Spalt geöffnet ist und gelange so erstmal in eine familiäre Umgebung, meistens lande ich im Flur meiner Wohnung, dann blicke ich zur Seite in einen Raum in dem es komplett dunkel ist. Da ist es dann wieder, das Klingeln des Handys, das rote Licht, ich laufe in Trance darauf zu und hebe ab.
Während ich zusammengekauert unter meiner Bettdecke liege fällt es mir dann ein, das ist doch der Punkt der ganzen Sache. Das, was den Traum so beängstigend macht.
Immer wenn ich den Anruf entgegen nehme werde ich aus dem Schlaf gerissen, daraufhin folgt immer ein verwirrendes oder verstörendes Ereignis. Immer.
Warum? Wer weiß das schon.
„Diesmal scheint es wohl nicht so zu sein“, sage ich mir in Gedanken.
Doch dann höre ich plötzlich wie jemand meinen Namen sagt – flüstert.
„M.“
Ich erkenne die Stimme wieder, es ist die Stimme meiner Mutter.
Ich nehme die Decke wieder von meinem Kopf und antworte: „Ja?“
„M!“ – „Was ist denn?!“
Ich richte mich genervt auf.
„Komm doch einfach her wenn du was willst!“
Stille.
Keine Antwort, kein Ton, nichts. Und dann sinkt es langsam ein…Ich bin doch alleine Zuhause.
Wie angewurzelt bleibe ich noch einen Moment sitzen, dann stehe ich auf und suche die ganze Wohnung ab. Alle Türen und Fenster werden überprüft, es werden alle Schränke geöffnet, unter jedes Bett und jeden Tisch geschaut, hinter jedem Vorhang. Niemand. Absolut niemand da. Die Tür ist fest verschlossen.
Schließlich lasse ich mich aufs Sofa fallen und lasse alles was sich eben abgespielt hat sacken.
Seit dem ich in die Kellerwohnung gezogen bin habe ich diese Träume wieder. So gut wie jede Nacht, oder jede zweite. Es ist seltsam, ausgerechnet hier wo ich mich doch so wohl fühle, wirklich, ich glaube ich habe nirgends besser geschlafen und mich entspannter gefühlt als hier.
Ich erwische mich wieder bei dem selben Gedanken wie damals mit 14, als ich feststellte, dass dieser Traum ein wiederkehrender sein würde: „Wenn es ein etwas ist und nicht ein Produkt meiner Hirnmasse, dann ist dieses etwas wieder da.“
Ich höre einen lauten Knall, die Tür öffnet sich, langsam und dann schnell. Die schwere Tür die fest verschlossen war, die von außen keinen Türhebel hat und für die nur ich einen Schlüssel habe. Und dort steht: absolut niemand. Ich schaue im Treppenhaus nach, denn wenn es eine Sache gibt die schlimmer ist als Hirngespenster, dann sind das Einbrecher und potentielle Serienkiller. Niemand, auch die Eingangstür oben ist fest verschlossen.
Später fragte ich meine Familie aus, niemand will was gewusst haben.
Das ist nicht mal Gedankengekrakel. Das ist Gehirnscheiße.
Aber, es ist in Ordnung. Zwei Tassen schwarzer Kaffee bringen die Welt wieder in Ordnung, nur nicht meine Nieren wenn das so weiter geht.
Gedankencut.
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